Bei diesen Filtern handelt es sich um Spezialisten für besondere Anwendungsgebiete, nichts desto trotz werden auch sie im Mastering von Zeit zu Zeit verwendet. Generell beginnt man beim Einsatz von klangbeeinflussenden Mitteln stets mit möglichst subtilen Änderungen, da man verhindern möchte durch das Lösen eines Problems viele weitere zu schaffen. Sehr „flächige“ bzw. weitreichende Eingriffe sollten dabei stets mit Bedacht gewählt und mit äußerster Sorgfalt überprüft werden, auch wenn sie ggf. für die Einstellung der grundlegenden Klangbalance erforderlich sind.
Cut
Beim Cut Filter (auch Passfilter) gibt es im Wesentlichen zwei Parameter: Zum einen gibt es die Einsatzfrequenz, also die Frequenz, bei der eine Absenkung um 3dB zum Tragen kommt. Der zweite wichtige Parameter ist die Flankensteilheit (in dB pro Oktave), die angibt, wie intensiv das Filter wirkt. Gängige Flankensteilheiten sind 6dB/Okt.; 12dB/Okt., sowie 24dB/Okt. Bei einem Lowcut-Filter (entspricht Highpass-Filter) mit 6dB/Okt. und einer Einsatzfrequenz von 50Hz hat man zum Beispiel eine Oktave drunter, also bei 25Hz eine Absenkung von 9dB. Zu beachten ist auch, dass vor allem bei Filtern mit größerer Flankensteilheit ein sog. Überschwingen (also eine Anhebung oberhalb der Einsatzfrequenz) durchaus üblich ist.
Die Hauptaufgabe von Cut-Filtern ist im Mix und im Mastering die gleiche, sie eignen sich ideal, um auf Frequenzebene „aufzuräumen“. Ist eine Mischung beispielsweise sehr dröhnend oder wummernd im Bassbereich und sind hier vor allem tiefe Spiel- und Störgeräusche ausschlaggebend, kann ein sehr tief angesetzter (deutlich unterhalb der Resonanzfrequenz der Basedrum) Low-Cut zu schnellem Erfolg führen. Ebenso kann ein High-Cut bei zu vielen Höheninformationen und Rauschen schnelle Abhilfe schaffen. Hier ist natürlich stets genauestens zu prüfen, ob man eventuell wichtige musikalische Informationen (Raumanteile, Luftigkeit, etc.) mit eliminiert und ggf. abzuwägen, welchem Effekt man klanglich den Vorzug gibt. Gerade gegen Rauschen gibt es potentere Hilfsmittel, die den Klang weniger beeinflussen.
Es ist auch möglich mit einem solchen Filter gezielt Gleichstromanteile auszufiltern, wie im Artikel [link]DC-Offset im Mastering [/link] beschrieben.
Notch
Das Notch-Filter ist vom Prinzip her ein Bell-Filter mit extrem hohem Q-Faktor, der wichtigste Parameter ist die Wirkfrequenz. In einer idealen Welt versucht man mit einem Notch-Filter genau eine Frequenz zu unterdrücken, er ist also ein „Problemlöser“ zur schmalbandigen Störfrequenzunterdrückung und nicht unbedingt von musikalischem Nutzen.
Das kann hilfreich sein, wenn man durch elektrische/technische Einstreuungen eine einzelne, möglichst konstante Störfrequenz auf den Spuren hat, die es irgendwie in den finalen Mix geschafft hat. Beispiele wären hier das 15 625Hz Horizontalfrequenz -Piepsen alter Röhrenbildschirme, aber auch 50Hz Netzbrummen. Auch die Einstreuung von Schaltnetzteilen (z.B. von Laptops) können im hörbaren Bereich liegen und somit negativ im Master auffallen, ein statisches Notch-Filter schafft in diesem Fall allerdings nur dann Abhilfe, wenn die Frequenz konstant bleibt. (Da die Frequenz bei dieser Einstreuung allerdings häufig variiert, kann so eine Einstreuung schnell zu einer langwierigen Aufgabe werden, die verschiedene Werkzeuge und einiges an Automatisationsaufwand zur Reparatur benötigt).
Generell sollte man bei all diesen Einstreuungen auch die Harmonischen kontrollieren, während bei Röhrenbildschirmen bereits die erste Harmonische mit über 31kHz außerhalb des Hörbereichs liegt, gibt es beim Netzbrummen noch einige Teiltöne im hörbaren Spektrum (100Hz, 150Hz, …)
Niveau
Das Niveau-Filter ist im Grundsatz ein Verbund aus einem Low-Shelv und einem High-Shelv, bei denen die Gainwerte in entgegengesetzter Weise gleichzeitig verändert werden, eine Anhebung beim High-Shelv führt gleichzeitig zu einer Absenkung im Low-Shelv und umgekehrt. Interessant sind vor allem die Parameter Gain (also, wie stark in welche Richtung das Spektrum gekippt wird) und die Mittenfrequenz (um die herum gekippt wird).
Das Niveau-Filter ist eine Möglichkeit sehr schnell und sehr musikalisch die Klangbalance im Mastering zu beeinflussen und in eine angenehme, der Klangästhetik entsprechende Richtung zu bringen [hierzu auch das Kapitel Klangbalance aus dem zweiten Teil], ohne dass man einen Frequenzbereich extrem überfahren oder ausdünnen muss, da die entgegen gerichtete Bearbeitung im „Komplementärbereich“ die gewünschte Bearbeitung auch bei minimalen Einstellungen schon sehr wirksam werden lässt. Das Niveau-Filter ist also ein Werkzeug, welches man sehr früh im Mastering-Prozess einsetzen kann, wenn man die grundlegende Klangbalance einstellt, von der ausgehend man danach Problemzonen und Dynamik bearbeitet. Häufig lösen sich durch das Einstellen einer angenehmen Klangbalance auch schon einige Problemzonen mit auf, sodass das Filter deutlich Arbeitszeit ersparen kann.
Teil 1: Übersicht, was gibt es für EQs
Teil 2: Das Bell-Filter
Teil 3: Das Shelv-Filter
Ausblick
In den nächsten Teilen wollen wir uns mehr in Richtung Dynamik (Kompressor, Limiter etc.) bewegen, bevor es dann an die kombinierten Werkzeuge geht.