Was ist überhaupt Dynamik und was bedeutet sie für das Mastering?
Dynamik in der Musik ist ein Ausdrucksmittel der Lautstärke. Bei der Aufnahme und Wiedergabe von Musik soll im besten Fall die gesamte dynamische Bandbreite genutzt werden, soweit dies möglich ist, wobei hier sowohl die technischen Gegebenheiten (Medium, Bandbreite, akustische Umgebung, usw.) als auch klangästhetische Vorgaben und Hörgewohnheiten eine Rolle spielen. Der Dynamikumfang eines Audiosignals beschreibt den Bereich zwischen seiner leisesten und lautesten Stelle, er ist immer relativ.
In der Regel wird der Dynamikverlauf eines Musikstückes im Mix festgelegt. Oftmals muss der Dynamikumfang im Mastering aber noch verändert werden. In manchen Fällen ist die Gesamtdynamik zu groß, um sie sinnvoll wiedergeben zu können (abhängig vom Musikstil und Verwendungszweck: eine Klassikproduktion für eine Super-Audio-CD hat einen anderen Dynamikumfang als ein Techno-Titel im Streaming).
Ein anderer Grund wäre, dass das Verhältnis der Einzelteile (z.B. Strophe/Refrain oder Intro/Rest vom Stück) eines Titels in sich nicht stimmig genug ist oder im Vergleich zu anderen Titeln nicht passt. In solchen Fällen kann man schon durch leichte Pegelanpassungen (Normalisieren, Intro leiser, o.ä.) eine bessere Ausgewogenheit erreichen, wenn nötig auch dynamisch (Automatisation der Lautstärke). Aber da man im digitalen Bereich nicht über 0 dBFS hinausgehen kann, sind hier natürlich Grenzen gesetzt.
Auch besondere Klangvorstellungen können für eine spezielle Dynamikbearbeitung ausschlaggebend sein, da jeder Bearbeitungsschritt und jedes dafür verwendete Gerät klangliche Eigenheiten hat und sie dem Stück aufprägen kann. Besondere Mastering-Prozessoren sind oft auch gar nicht im Mixstudio vorhanden.
Außerdem haben sich über die Jahre auch die Hörgewohnheiten verändert. Viele aktuelle Produktionen erscheinen lauter und teilweise auch weniger dynamisch als früher zu. Das Mastering als letzter Schritt der Produktionskette sollte auch diesen Umstand berücksichtigen, sei es in der Anpassung daran (um konkurrenzfähig zu sein) oder auch ganz bewusst entgegen gerichtet (um z.B. dem Loudness-War gegen zu steuern).
Wie bearbeitet man die Dynamik im Mastering?
Die Dynamikbearbeitung erfolgt mit speziellen Regelverstärkern (Hard- und Software, analog oder digital). Man unterscheidet zwischen 5 Bearbeitungsstufen oder Pegelbereichen:
- Limiting: das Ausgangssignal kann einen festgelegten Wert nicht überschreiten.
- Kompression: das Ausgangssignal wird in einem festgelegten Verhältnis zum Eingangssignal leiser geregelt.
- linearer Bereich: Eingangssignal = Ausgangssignal
- Expansion: das Ausgangssignal wird in einem festgelegten Verhältnis zum Eingangssignal lauter geregelt.
- Gating: das Ausgangssignal wird unterhalb eines festgelegten Wertes ausgeblendet.
Folgende Parameter findet man häufig in diesen Dynamikprozessoren:
- Threshold (Schwellwert): der Pegel, ab dem die Bearbeitung einsetzt.
- Ratio: das Verhältnis von Eingangs- zu Ausgangssignal, bestimmt die Stärke der Änderung. Bei einer Ratio von 2:1 wird ein Eingangspegel von 10 dB oberhalb des Thresholds am Ausgang nur noch mit 5 dB ausgegeben. Bei der Expansion geschieht alles genau umgekehrt. Eine Ratio von 1:2 bedeutet dann, dass 10 dB unterhalb des Thresholds am Eingang zu 20 dB am Ausgang werden.
- Attacktime: legt die Zeit fest, in der nach Überschreiten des Thresholdwertes die Regelung einsetzt.
- Releasetime: legt die Zeit fest, in der die Regelung wieder zurückgeht, nachdem der Threshold wieder unterschritten wurde.
- Makeup-Gain: Verstärkung am Ausgang, um den Pegelunterschied vor und nach der Bearbeitung auszugleichen.
Ausblick
In den folgenden Teilen werden wir uns die verschiedenen Bauarten und Ausführungen (Kompressor, Limiter, Expander und Gate, aber auch frequenzabhängige Dynamikprozessoren wie den De-Esser, sowie Multiband-Kompressoren) im Einzelnen anschauen und ihre Anwendung im Mastering beschreiben.