Immer häufiger hört man, dass das Mastering doch direkt vom Mischer mit übernommen werden könne und sogenannte Misch- und Mastering-Studios sind überall zu finden. Für den Künstler stellt sich also die Frage, warum es sinnvoll ist, sich ein spezialisiertes Mastering-Studio zu suchen, zumal die Angebote der Mischstudios meist günstiger sind (Bundle-Preis etc.).
Primär handelt es sich bei diesen Angeboten natürlich um Budgetlösungen. Häufig wird hier unter Mastering verstanden, das Endprodukt einfach noch einmal „laut“ zu machen. Dazu reicht es natürlich aus, einfach einen Maximizer in die Summe zu hängen, bevor man den Mix ausspielt. Dass hierbei keine größeren Kosten entstehen, ist nachvollziehbar. Ein gutes Mastering ist aber so viel mehr und kann auch viel mehr bewirken.
Ein nicht zu unterschätzender Aspekt ist es, dass mit einem separaten Mastering bei einem spezialisierten Studio noch einmal ein frisches Paar Ohren die Produktion beurteilt. Das ist wichtig, da unser Gehör sich im Laufe eines Entstehungsprozesses an sehr vieles gewöhnen kann und entstandene Fehler in klanglicher und technischer Hinsicht dann oft einfach akzeptiert. Der Kunde hingegen hat auch ein frisches paar Ohren und stolpert gegebenenfalls über die so mitgeschleppten Probleme einer Produktion. Ein spezialisiertes Mastering-Studio hat auch die nötigen Tools, um die meisten dieser Probleme direkt zu beheben. Da dies häufig sehr spezialisierte Soft- und Hardware ist, die zudem noch sehr teuer ist, stehen diese Werkzeuge möglicherweise in einem „normalen“ auf Mischung und Produktion ausgelegten Tonstudio nicht zur Verfügung.
Häufig stellen wir auch fest, dass die Abhörbedingungen in Aufnahme- und Mischstudios nicht ganz ideal zur Gesamtbeurteilung einer fertigen Mischung sind, was baulich bedingt durch die Doppelfunktion des Regieraumes häufig auch nicht anders geht. Auch hier ist es sinnvoll die Endbeurteilung in einer möglichst idealen Abhörumgebung zu machen, wie sie ein spezialisiertes Mastering-Studio bietet.
Auch die Erfahrung, sowohl Hörerfahrung (auch im internationalen Vergleich), als auch Mastering-Erfahrung, die ein spezialisierter Mastering-Ingenieur in wesentlich höherem Maße aufbauen kann, als ein Toningenieur, der die meiste Zeit seines Arbeitslebens mit Mischung und Produktion verbringt, ist ein wichtiger und nicht zu unterschätzender Aspekt. Inzwischen gibt es diverse Normen und Lautheitsansätze, über die man den Überblick bewahren muss. Hinzu kommen genrespezifische Eigenheiten im Bereich Klangästhetik, Dynamik/Lautheit etc. Aber auch die Erfahrung bei den Lösungsstrategien für bestimmte Klangprobleme, die sich im Laufe eines Arbeitslebens ansammeln, sind nicht zu unterschätzen, genauso wie das schlichte Hörtraining, das durch die tägliche Arbeit gegeben ist. Jetzt mag man einwenden, dass ein Mischtoningenieur genau diese Erfahrung ja auch hat, allerdings ist dem entgegenzustellen, dass es ein anderes Hören ist, ob ich eine Mischung mache oder ein Mastering. Bei einer Mischung beurteilt man einzelne Spuren und ihre Klangverhältnisse zueinander und wie sie sich ergänzen, während man beim Mastering stets das große Ganze, das Endprodukt im Ohr behält, sowohl bezogen auf den einzelnen Track, also auch auf das gesamte Album. Dies mag nun sprachlich ein marginaler Unterschied sein, allerdings macht es für die Hörerfahrung doch einiges aus.
Ein Wort zu Projekt- und Budgetstudios, vielleicht auch zum „professionellen Homerecording“ und den akustischen Gegebenheiten:
Zum Teil sind dort sogar professionelle Toningenieure vor Ort oder zumindest konnte der Musiker selber genügend langjährige Erfahrung sammeln und hat sich ggf. in das Thema Tontechnik eingearbeitet, um hier ausreichend gute Qualität erreichen zu können. Häufig kommt hier auch das Argument des Wohlfühlfaktors für die Künstler zum Tragen, die natürlich eine umso bessere Performance abliefern können, je angenehmer und vertrauter die Umgebung ist. Das kann an einem bekannten Ort, wo man ein Projektstudio vorrübergehend einrichtet, schon besser sein als in einem Aufnahmestudio. Allerdings ist die akustische Umgebung in einem solchen Ort natürlich nicht ansatzweise so ideal, wie in einem professionell aufgebauten Fulltime-Tonstudio (das wäre wohl auch kostentechnisch nicht zu realisieren). Somit wird das wichtigste Werkzeug eines Tonschaffenden – seine Ohren – eventuell durch nicht ideale Hörbedingungen getäuscht, all seine Entscheidungen werden auf dem Hintergrund der vorherrschenden Akustik vielleicht korrekt sein, führen aber bei anderer Hörumgebung zu unangenehmen Klangergebnissen.
Wenn man nun nach so einer Produktion zum Mastering in ein spezialisiertes Studio geht, fallen die Probleme dort auf und können behoben werden. Mastert man hingegen direkt im Projektstudio weiter (womöglich in einem Abwasch mit dem Ausspielen der Mischung), vervielfältigen sich die Probleme sogar noch. Hier wäre dann eindeutig die Klassifizierung „am falschen Ende gespart“ zutreffend.
In Summe lässt sich also sagen: Eine Produktion profitiert immer von einem spezialisierten Mastering-Studio und auch oder gerade die Budgetproduktionen sollten hieran nicht sparen. Gerne machen wir euch individuelle Angebote zu eurem Projekt, schreibt uns einfach mit möglichst vielen Details an.